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Verabschiedung des alten Schuljahres

Schüler und Lehrer der timeout Schule versammelten sich im ehemaligen Hallenbad des Thurner Wirtshauses zur feierlichen Zeugnisübergabe

Am Mittwoch, 28. Juli, versammelten sich die timeout Schüler sowie zahlreicher Betreuer und Lehrer anlässlich einer kleinen Feier im ehemaligen Hallenbad des Thurner Wirtshauses zur Verabschiedung des alten Schuljahres und zur anschließenden Übergabe der Jahreszeugnisse.


Vielen Dank allen, die dies möglich gemacht und den Raum so schön hergerichtet haben. Vielen Dank für die Blumen! Für Speis' und Trank!


Manche Schüler stellten auch uns Lehrern eine Art Zeugnis aus ....


Wie berührend, wenn junge Menschen auch heute noch zu Tinte und Papier greifen und zu solchen Worten in der Lage sind. Wie viel können wir doch von ihnen lernen!




Hier können Sie die Ansprache des Schulleiters nachlesen:


"Liebe Schüler, liebe Kollegen,


unser eigenes Leben, aber auch alles Leben in der uns umgebenden Natur und in den Weiten des Kosmos unterliegt den vielfältigsten Rhythmen: Das Auftauchen und Verschwinden von Kometen am Nachthimmel, die Zu- und Abnahme der Mondphasen, die Veränderung der Tageslängen im Jahreslauf, die Jahreszeiten mit dem Erblühen und Verwelken in der Pflanzenwelt, die regelmäßige Abfolge von Ebbe und Flut in den Weltmeeren, unsere Atmung mit dem Einziehen frischer Luft und dem anschließendem Entlassen von Kohlensäure - dies alles folgt einem Rhythmus. Unser Kreislauf erlebt seinen Rhythmus im Zusammenziehen und Weiten der Herzkammern, in Systole und Diastole. Das Vor- und Zurückschwingen auf einer Schaukel, auch dies vollzieht sich rhythmisch. Das Kommen und Gehen von Generationen in der Menschheitsgeschichte ereignet sich im rhythmischen Wechsel von Geborenwerden und Sterben der Individualitäten. Unser Bewusstsein erlebt seinen Rhythmus im Wechsel von Wachen und Schlafen während des Tages und der Nacht. Unser Alltag gliedert sich rhythmisch in eine Abfolge von Arbeits- oder Werktagen und Feier- oder Ruhetagen. Und unsere Anstrengungen und Erschöpfungen wechseln sich rhythmisch ab mit den darauf folgenden Entspannungen und Erholungen. Sie sind einander Voraussetzung und Bedingung. Das eine kann nicht ohne das andere sein. Wie wir auch nicht nur einatmen können, sondern auch ausatmen müssen. Das befriedigende Gefühl der eignen Wirksamkeit, des eigenen Könnens und Vermögens stellt sich eben erst ein als rhythmische Folge im Rückblick auf etwas Geleistetes. Auch in der biblischen Schilderung des Weltenschöpfungsgeschehens folgt der Ruhetag auf vorangegangene Aktivität und Schöpfungstätigkeit. Polaritäten dieser Art gliedern das Leben, sie steigern das Leben. Wir stehen heute am Ausgang des Schuljahres. Aber jeder Ausgang ist gleichzeitig auch ein Eingang. Wir nehmen Abschied von diesem Schuljahr und treten in die Sommerferien ein. Die Menschen früherer Zivilisationen hatten noch ein starkes Bewusstsein von der Bedeutung solcher Schwellen, solcher Übergänge. So wundert es auch nicht, dass die alten Römer einen ihrer vielen Götter an solchen Schwellen und Übergängen in besonderer Verantwortung sahen. Sie nannten diesen Gott Janus. Das war der Gott allen Ursprungs, des Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge, des Torbogens und der Durchgänge. Nach ihm wurde der Monat Januar benannt. Dieser Janus wurde auf Abbildungen stets mit zwei Gesichtern dargestellt. Das eine blickte nach außen, das andere nach innen. Das eine zurück in die Vergangenheit, die ich verlasse, das andere nach vorne in die Zukunft, in die ich eintrete. Wie das bei Durchgängen eben so ist: Sie sind Eingang und Ausgang zugleich. Erinnerung und Erwartung. Und der Torbogengott hat beides im Blick. Bei Opferhandlungen wurde im antiken Rom mit der Anrufung des Janus begonnen, er sollte Schutz und Unterstützung gewähren für bevorstehende Unternehmungen. Der heutige Tag bildet auch einen solchen Torbogen, einen Durchgang. Vermutlich hätten die alten Römer eine solche Versammlung wie unsere hier tatsächlich mit der Anrufung des Janus und entsprechenden Opferhandlungen begonnen. Wir blicken zurück in die Vergangenheit, auf das zu Ende gehende Schuljahr. Eure Lehrer und Erzieher taten dies bereits in den zurückliegenden Tagen, als sie versuchten, in Wort und Schrift Zeugnis abzulegen von dem, was sie mit Euch erlebt haben, an Euch wahrgenommen haben, was sie selbst beobachtet, was sie gesehen und gehört haben. Sie taten dies nach bestem Wissen und Gewissen, so wie sich dies für Zeugen gehört, und sind sich dabei doch stets bewusst, dass dies nur ihre Perspektive ist, dass dies nur eine Momentaufnahme Eures Lebens ist. Daher werdet Ihr darin Noten auch vergebens suchen (von den Abschlussschülern einmal abgesehen). Wir wollen aber auch nach vorne blicken, in die Zukunft, und über die herbeigesehnten Sommerferien hinaus in das nächste Schuljahr. Mit solchen Übergängen sind ja häufig auch gute Vorsätze verbunden, neue Impulse und Initiativen. „Initium“ ist lateinisch und bedeutet auf Deutsch „Anfang“. Wir werden mit der timeout Schule einen neuen Anfang machen, schon äußerlich, indem sie hier am Thurner ihr neues Zuhause haben wird. Wir wollen aber auch versuchen, sie von innen heraus neu zu greifen. Euch laden wir herzlich dazu ein, an diesem Neuanfang, an dieser Initiative mitzuwirken. Vielleicht mag die eine oder der andere von Euch im persönlichen Verhältnis zu Schule und Lernen nach den Ferien auch einen Neuanfang wagen. Ihr seid uns willkommen! Lasst uns unsere Initiativen vereinen und gemeinsam neugierig sein auf das, was da durch uns werden will, was durch uns kommen will. Nun aber wünsche ich Euch erst einmal erlebnisreiche Sommerwochen und freue mich auf das Wiedersehen mit Euch im September. Bleibt bis dahin - und darüber hinaus - gesund und wohlbehalten."




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